Wie sehen Sexualpädagogik und Aufklärungsunterricht an deutschen Schulen eigentlich aus? Gibt es immer noch die langweiligen Bücher, in denen schon vor zehn Jahren gezeigt wird, wie die Bienen es machen? Der Schauspieler und Theaterpädagoge Thomas Wißmann hat sich ein kleines Solotheaterstück zum Thema „Vielfalt“ ausgedacht und führte es in der Gesamtschule Wulfen auf. „Angebunden ist das Theaterstück an die Sexualerziehung des Biologieunterrichts“, sagte Hermann Twittenhoff, Leiter der Kulturschule der Stadt Dorsten.
Auf eine witzige, nicht belehrende Art erlebten die jungen Zuschauer den Umgang der Hauptfigur Stefan Weh mit Gewalt, Unverständnis und Ablehnung. Der Journalist recherchierte in einer Schulklasse zum Thema „Schwulenhass“. Wie nennt man Homosexuelle? Wie bewegen sie sich? Und was ist eine schwule Matheaufgabe? Ergänzt wurden seine Nachforschungen durch seine eigenen Erfahrungen als junger homosexueller Mann. „Mit ‚Von Herzen Schwul‘ hält Thomas Wißmann den Jugendlichen den Spiegel vor“, erklärte Katrin Block, die Kulturbeauftrage der Gesamtschule Wulfen. Denn egal ob hetero, homo, trans oder bi: Alle haben schon einmal Liebeskummer gehabt und jeder musste schon einmal Ablehnungen erfahren. „Thomas Wißmann hat den Nerv unserer Schüler getroffen“, so Katrin Block weiter. Besonders in der Szene, in der er mit einem Teststreifen beweisen wollte, welche Sexualität jemand habe. Der Streifen würde einmal über den Arm gestrichen und wenn er blau würde, hieße das, die Person sei heterosexuell. Bei seiner anschließenden Frage, ob sich jemand testen lasse wollte, hatte er die Lacher auf seiner Seite. Das Stück dauerte 50 Minuten. Ihm folgte eine 30 minütige Nachbesprechung mit dem Künstler. Finanziell unterstützt wurde die Aktion durch das Schulkulturprogramm der Stadt Dorsten, das die Hälfte der Kosten trug.