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„Man kann einen Menschen nichts lehren,
man kann ihm nur helfen,
es in sich selbst zu entdecken.“
(Galileo Galilei)
„Pädagogik – was ist das eigentlich für ein Fach?“ Wenn Schülerinnen und Schüler aus unteren Jahrgangsstufen das erste Mal hören, dass Pädagogik Bestandteil des Fächerkanons ist, haben sie oft nur eine vage Vorstellung von den Themen und Methoden, die im Pädagogikunterricht behandelt werden bzw. zum Einsatz kommen. Fragt man Schülerinnen und Schüler der Oberstufe, die dieses Fach belegen, so fallen die Antworten auf diese Frage sehr vielseitig aus. Versucht man, diese Antworten zu bündeln, kann man das Unterrichtsfach Pädagogik wie folgt beschreiben:
Im Fokus des Unterrichts steht der Mensch. Wir Pädagogen sind daran interessiert, mithilfe wissenschaftlicher Theorien und Erkenntnisse z. B. aus den Bereichen der Biologie, Psychologie, Soziologie und Geschichte einen Blick auf allgemeine menschliche Entwicklungsprozesse zu werfen. Man darf den Pädagogikunterricht jedoch nicht als schlichtes Konglomerat unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen verstehen. Vielmehr geht es vor allem darum, die wissenschaftlichen Erkenntnissen zur menschlichen Entwicklung stets unter eine pädagogische Leitperspektive zu stellen. Was bedeutet das? Für uns als Pädagogen ist es interessant, zu erforschen, welche Bedingungen an eine erfolgreiche Erziehung und Entwicklung gestellt werden müssen.
„Erziehung müssen alle lernen!“ – Dieses treffende und unerschütterliche Credo des Pädagogikunterrichts bedeutet jedoch nicht, dass wir als Pädagogen ein Rezeptbuch für erfolgreiche Erziehung gestalten. Vielmehr betrachtet der Pädagogikunterricht auf der Grundlage wissenschaftlicher Theorien und Modelle, wie Erziehungsprozesse gestaltet werden können, um eine erfolgreiche Entwicklung des Individuums innerhalb der Kindheits- und Jugendphase zu gewährleisten.
Um dies zu erreichen, kommen viele verschiedene Methoden zum Einsatz:
Dies sind nur einige der Methoden, die im Pädagogikunterricht bedeutsam sind. Im Wesentlichen verfolgt das Fach hierdurch zwei Ziele: Zum einen geht es darum, wissenschaftlich fundiert zu arbeiten und in allgemeine Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens einzuführen. Dies ist notwendig, damit man eine fachliche Orientierung für die Analyse alltäglicher Beispiele aus den Bereichen Familie und Schule erlangt und auch auf die Herausforderungen eines späteren Studiums vorbereitet wird. Zum anderen geht es darum, die eigenen pädagogischen Handlungsmöglichkeiten weiter zu entwickeln, denn mit Erziehung hat jeder von uns zu tun, sei es als Kind, als zukünftiger Elternteil oder als jemand, der später in einem pädagogischen Beruf arbeiten möchte. Da dies im Unterricht immer nur bedingt funktionieren kann, besteht durch das zweiwöchige Praktikum in der Qualifikationsphase die Möglichkeit, um ggf. praxisnahe Perspektiven im Hinblick auf pädagogische Handlungsfelder in Institutionen wie der KiTa, dem Kindergarten oder dem schulischen Bereich zu erlangen. Hierbei besteht dann die Möglichkeit, ganz konkret Kinder zu beobachten und diese Beobachtungen mit dem bisher erlangten pädagogischen Wissen zu verknüpfen, was eine einmalige und gewinnbringende Perspektive mit sich bringt.
Aber nicht nur die Analyse und Reflexion anderer Individuen wird durch das Unterrichtsfach unterstützt. Letzten Endes macht es auch den besonderen Reiz des Faches aus, dass man sich selbst im Laufe der Zeit besser verstehen lernt und dadurch die eigene Biographie und Entwicklung reflektieren kann. Zahlreiche Unterrichtsthemen, z. B. rund um den Bereich der Entwicklungspsychologie, weisen einen starken autobiographischen Bezug auf, der den Schülerinnen und Schülern auf individueller Ebene Selbstreflexion ermöglichen.
Die Analyse von Entwicklungs- und Erziehungsprozessen erfolgt – sofern man das Unterrichtsfach im Verlaufe der gesamten Oberstufe wählt – innerhalb von sechs Schulhalbjahren, in denen einzelne Inhaltsfelder schwerpunktmäßig behandelt werden. Diese Inhaltsfelder stehen hierbei nicht isoliert nebeneinander, sondern bauen spiralförmig aufeinander auf und sind miteinander vernetzt. Interessante Schwerpunktthemen sind z. B. „Erziehungsstile und –ziele in verschiedenen Kulturen und geschichtlichen Zusammenhängen“, „Modelle zur Erklärung von Entwicklungsprozessen in der Kindheits- und Jugendphase“, „Einblick in reformpädagogische Schulformen“, „Erklärungsansätze zur Entstehung von Aggression und Gewalt“, und „Entwicklung von Identität“ sowie „Gelingende Identitätsentwicklung im Kontext von sozialen Medien.
Seit dem Schuljahr 2015/16 gibt es einen neuen Kernlehrplan, der die Kompetenzorientierung in den Fokus rückt.
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