„Rechtsextremismus und Diskriminierung passen sich an. Umso wichtiger sind ständige Wachheit, rechtzeitige Vorbeugung und konsequente Abwehrmaßnahmen. Machen wir uns nichts vor. Der Weg ist lang. Aber die Demokratie und die offene Gesellschaft sind es wert“, sagt Hermann Twittenhoff, Leiter der Gesamtschule Wulfen. Seit 2002 beteiligt sich seine Schule am Programm „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, Deutschlands größtem Schulnetzwerk. „Wir versuchen das Thema allen Schülern nahezubringen. Nicht nur ein paar Wenigen, die sich immer engagieren“, erzählt SV-Lehrerin Hannah Müller, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Niels Kohlhaas die Mitglieder der Schülervertretung bei ihrer einwöchigen Aufklärungsaktion in der Schulstraße unterstützt. Die Themen Gewalt, Rassismus und Diskriminierung seien ein unverzichtbarer Bestandteil schulischen Lernens, so Hannah Müller weiter. „Wie wollen wir im Land der Vielfalt zusammenleben? Viele meiner Mitschüler stellen sich diese Frage in ihrem Schulalltag und suchen nach solidarischen Antworten. Von diesen hängt es ab, ob Deutschland auch in Zukunft ein liebenswertes Land bleibt“, argumentiert Eva Gruber aus der 10.5, die sich ebenfalls in der Schülervertretung engagiert und jeden Tag das Gespräch mit ihren Mitschülern in der Schulstraße sucht. „Mir ist wichtig, dass die Kinder den Perspektivenwechsel lernen. Dass sie erkennen, was allein schon Äußerungen bewirken können, auch für negative Folgen haben können. Dass Rassismus im ganz, ganz Kleinen anfängt. Bei Vorurteilen, die man hat, wenn man bestimmte Gruppen über einen Kamm schert“, ergänzt Niels Kohlhaas. Die Gesamtschüler aus Wulfen sind aktiv geworden, weil es sie stört, wenn Menschen zum Beispiel wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft oder aufgrund ihrer Religion beschimpft, gemobbt oder gar körperlich bedroht werden. Deshalb machen sie zahlreich bei dieser groß angelegten Informationskampagne mit. „Ziel des Projektes ‚Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage‘ ist es, den Alltag an Schulen so zu verändern, dass dieser von einem Klima der gegenseitigen Achtung und der Anerkennung geprägt ist, gepaart mit der gemeinsamen Suche nach verbindenden Normen“, sagt Hermann Twittenhoff. Eine Schule bekomme dann den Titel verliehen, wenn 70 Prozent aller Mitglieder an der Schule sich zu dieser Selbstverpflichtung durch ihre Unterschrift bekennen. In der Tatsache, dass die Ziele, die die Menschen an einer „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verfolgen, keine Verpflichtung, sondern eine Selbstverpflichtung darstellen, die immer wieder neu gefüllt werden muss, liegen die Chancen des Projekts. Anders ausgedrückt: Der Weg ist auch das Ziel. Für eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus, Rassismus und Ausgrenzung an der Schule bietet das Netzwerk zahlreiche Ansatzpunkte. Zum einen bietet das Projekt einen ständigen konkreten Gesprächsanlass und zum anderen eine, neben den allgemeinen Bestimmungen des Schulgesetzes, deutliche Legitimation, sich kritisch mit den oftmals als unbequem und nicht besonders prestigeträchtig empfundenen Themen wie Rassismus und Diskriminierung zu befassen.