Immer mehr Kinder und Jugendliche werden in sozialen Netzwerken und Online-Plattformen Opfer von Cybergrooming, einer Form sexueller Gewalt im Internet. Studien zeigen, dass allein in Deutschland täglich neun Kinder betroffen sind – das entspricht ein bis zwei Kindern pro Schulklasse. Um diesem alarmierenden Trend entgegenzuwirken, hat Medienpädagoge Martin Reuer eine Medieneinheit zum Thema Cybergrooming für die Jahrgangsstufe 9 durchgeführt. Dabei diente der preisgekrönte Dokumentarfilm Gefangen im Netz als zentrales Medium der Aufklärung.
Der Film, der weltweit für großes Aufsehen gesorgt hat, dokumentiert realitätsnah die perfiden Methoden, mit denen Täter die Unsicherheiten und die Unerfahrenheit junger Menschen im Internet ausnutzen. Im Mittelpunkt stehen gezielte Manipulation, Erpressung und psychischer Druck, mit denen Täter Jugendliche dazu bringen, intime Informationen preiszugeben oder sexuelle Handlungen vor der Kamera vorzunehmen. Der Film geht noch einen Schritt weiter: Er dreht den Spieß um und konfrontiert die Täter mit den Folgen ihres Handelns – ein Ansatz, der wachrütteln und sensibilisieren soll.
„Wir müssen dringend präventiv tätig werden, denn Cybergrooming ist eine reale Gefahr, die täglich wächst,“ erklärt Reuer. „Es reicht oft nur ein Klick, und Jugendliche sind potenziellen Tätern ausgeliefert. Der Film soll den Schüler:innen die Augen öffnen und ihnen zeigen, dass sie sich nicht schämen müssen, Hilfe zu suchen.“ In einer anschließenden Diskussionsrunde hatten die Schüler:innen Gelegenheit, über die im Film angesprochenen Themen zu sprechen, Fragen zu stellen und mehr über die Mechanismen und die psychologischen Tricks von Cybergroomern zu erfahren.
Die Medieneinheit ist Teil eines umfassenden Präventionskonzepts der Schule, das darauf abzielt, Jugendliche über die Gefahren digitaler Medien aufzuklären und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, um sich sicher im Internet zu bewegen. „Die Zahlen sprechen für sich,“ betont Reuer. „Jetzt ist die Zeit, zu handeln, um unsere Kinder zu schützen und Cybergrooming entschieden entgegenzutreten.“