Erinnern an die Opfer

Die Gesamtschule Wulfen veranstaltet Gedenkwoche zum Holocaust-Gedenktag

Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus holt die Demokratie-AG die Dorstener Stolpersteine in die Gesamtschule Wulfen. Der Künstler Gunter Demnig verlegt seit 1992 Stolpersteine, mit denen er den Opfern des Nationalsozialismus gedenkt. Auf kleinen, in den Boden eingelassenen Gedenktafeln wird am letzten frei gewählten Wohnort auf das Schicksal der ehemaligen Bewohner aufmerksam gemacht.

„Auf allen 180 Türen unserer Schule ‚stolpern‘ die Schüler seit Wochenbeginn über aufgehängte bunte Plakate. Auf diesen Plakaten findet sich jeweils eines der Fotos der 38 in Dorsten, Wulfen und Lembeck verlegten Stolpersteine mit QR-Codes, die auf die Seiten von stolpersteine-dorsten.de oder stolpersteine.wdr.de verweisen und die jeweilige Person des betreffenden Stolpersteins in den Blick nehmen“, erklärt Schulleiter Hermann Twittenhoff. „Schüler können auf diesem Wege die Biographien und die Schicksale der ehemaligen jüdischen Bewohner Dorstens, Wulfens und Lembecks im Internet recherchieren und weitergehende Darstellungen im Internet und in der BiBi am See nutzen“, ergänzt Geschichtslehrer Guido Heinzmann, Stufenleiter der Jahrgänge 7 und 8.

In der Schulstraße finden die Schüler auf Pinnwänden zusätzliches Informationsmaterial, das der Aktion einen erweiterten inhaltlichen Rahmen gibt. Darum haben sich Julia Driesner und Fabian Unger vom Lehrerkollegium gekümmert. Constantin Runde hat mit seinem Geschichtskurs des elften Jahrgangs dazu passendes Material erstellt.

Die Schüler stellten fest, dass jüdische Bewohner sehr gut integriert und akzeptiert in der nicht-jüdischen Bevölkerung waren. Sie waren Mitglieder in der Freiwilligen Feuerwehr oder Mitglieder im Schützenverein. Auch waren viele Juden offenbar nicht sehr religiös. Für die Gesamtschüler waren vor allem die Geschwindigkeit und die Brutalität, mit der die Juden spätestens nach 1938 ausgegrenzt, drangsaliert und entrechtet - letztlich abgeschoben, verhaftet, ermordet – wurden, schockierend.

Das Lehrerkollegium begrüßte die sehr intensive Beschäftigung der Schülergruppen mit den Schicksalen der Menschen. Viele Schüler, die vielleicht die Stolpersteine kennen, aber nicht deren Bedeutung, sind nun für dieses Thema sensibilisiert worden. Viele Schülergruppen nutzten in dieser Woche dieses Angebot. Daraus entwickelten sich intensive Gespräche im Unterricht. Insbesondere bei den älteren Schülern wuchs die Sorge vor einer Wiederkehr rassistischer Haltungen in der aktuellen Politik. „Zusammenhänge mit den antirassistischen Demos vom Wochenende am Gemeinschaftshaus, in Dorsten, in Haltern und Schermbeck werden intensiver wahrgenommen“, so Hermann Twittenhoff und weiter: „Außerdem fördern wir auf diesem Wege politische Urteilsbildung im Sinne des Einstehens für Demokratie, Menschenrechte und Toleranz.“ Die Achtklässlerin Lilly Kalz ergänzte nachdenklich: „Dadurch, dass wir uns noch einmal intensiv mit dem Thema Antisemitismus zur damaligen Zeit auseinandergesetzt haben, verstehe ich auch besser, wie ernst die politisch- gesellschaftliche Lage momentan ist.“ Umso wichtiger sei, da sind sich alle Beteiligten einig, die schulische Vermittlung von Demokratie, Solidarität, Freiheit und Toleranz.

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